Spätestens seit dem ersten Panda-Update ist diese Metrik in aller Munde. Es gibt viele Stimmen, die behaupten, dass die Absprungrate, Verweildauer und sonstige Engagement-Metriken eine negative Auswirkung auf die Rankings einer Webseite haben.
Manche gehen sogar soweit und versuchen, alle Landing-Pages mit hoher Absprungrate entweder zu entfernen oder neu zu gestalten. An sich gibt es an dieser Vorgehensweise nichts auszusetzen, da per Definition eine niedrige Absprungrate dazu führt, dass der User das festgelegte Ziel erreicht und nicht die Seite vorher verlässt.
Was ist eigentlich die Absprungrate?
Doch bevor die Absprungrate entmystifiziert werden kann, muss man sich die offizielle Definition von Google anschauen:
“Die Absprungrate ist der prozentuale Anteil von Zugriffen auf nur eine Seite oder von Zugriffen, bei denen die Besucher Ihre Website bereits auf der Einstiegsseite (Zielseite) wieder verlassen haben. Verwenden Sie diesen Messwert als Maßstab für die Besuchsqualität. Eine hohe Absprungrate weist in der Regel darauf hin, dass die Einstiegspunkte zur Website von den Besuchern als nicht relevant angesehen werden (Google Inc.).”
Anhand dieser Definition sehen wir tatsächlich, dass sich eine hohe Absprungrate negativ auf die Webseite-Performance auswirkt. Weiterhin aus der Definition geht hervor, dass man alle Zielseiten mit einer hohen Absprungrate optimieren soll, um die Conversion-Vorgänge zu maximieren (Google Inc.).
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Die gute und die schlechte Absprungrate!
Doch was passiert mit den Besuchern, die die Seite besucht haben, etwas gelesen haben und wieder verschwunden sind? Diese Besuche werden natürlich auch als Absprünge gewertet, dabei ist es egal, ob ein Besucher die Seite sofort verlassen hat oder eben den Blogbeitrag, Hilfe und sonstige Unterseiten über einen längeren Zeitraum gelesen hat.
Damit diese Besuche nicht als Absprünge gewertet werden, gibt es einige Google Analytics Hacks, wie zum Beispiel auf seo-united.de veröffentlicht. Mit diesen Hacks kann man die Absprungrate etwas genauer messen, indem ein JavaScript-Event getriggert wird.
Durch diese Hacks entwickelt sich eine erweiterte Definition der Bounce-Rate, welche besagt, dass ein Bounce erst dann stattfindet, wenn der Besucher tatsächlich die Seite verlassen hat ohne eine Interaktion auszuführen. Mit dieser Definition kommt man der Erklärung schon näher und kann festhalten, dass die eigentliche Definition sehr streitig ist und per se vielleicht gar nicht zutreffend erscheinen mag.
Daher zählt die Bounce-Rate zu den sogenannten Engagement-Metriken. Diese Metriken sind für die Auswertung in erster Linie neutral zu begutachten. Denn eine kurze Verweildauer oder hohe Bounce-Rate ist nicht immer negativ, da man die eigentliche Besuchermotivation aus den Statistiken nicht entnehmen kann. An einigen Beispielen kann man es verdeutlichen:
- Ein Besucher sucht bei Google nach “spiegel”, landet auf der Startseite, sieht die Headlines, liest sich die Teaser durch und verschwindet.
- Man sucht im Internet nach “kundenservice zalando”, landet auf der Landing-Page, ruft die Kundennummer an und schließt das Browserfenster.
- Ein Besucher sucht nach “waschmaschinen test”, landet auf der Stiftung Warentest-Unterseite, schaut sich den ersten Treffer mit den Bewertungen an und wechselt anschließend zu Amazon, um dort diese Waschmaschine zu bestellen.
Bei allen drei Beispielen würde eine Bounce-Rate von 100 Prozent und die Verweildauer von 0,00 Sekunden angezeigt werden. Doch tatsächlich wurden die Besucher vollkommen zufrieden gestellt, indem sie die Informationen bekommen haben, wonach sie auch gesucht haben.
Nun kann man festhalten, dass Google diese Metrik nicht als Ranking-Signal nehmen kann, da man hier zu viele Interpretationsmöglichkeiten hat. Das könnte eine künstliche Intelligenz schlichtweg nicht vertragen. Es ist aber auch für die Analysten manchmal nicht einfach, diese Metriken richtig zu interpretieren.
Gute Inhalte und hohe Absprungrate?
Ich hatte mal eine Handbuch veröffentlicht, das insgesamt etwa 100 Retweets, 22 Likes und Dutzende eingehende Links kassiert hatte, doch wenn man sich die Google Analytics-Daten dazu genauer angeschaut hat, dann war einem sofort klar, dass die Bounce-Rate etwas zu hoch ist.
Diese lag bei 83,97 Prozent, das ist auf jeden Fall jenseits von Gut und Böse für eine gute Landing-Page. Nichtsdestotrotz kam immer mehr referral Traffic aus der organischen Google-Suche auf die Seite, was natürlich für die Qualität der Seite sprach.
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Absprungrate als Ranking-Signal?
Doch irgendwas müsste Google als Ranking-Signal für die Bewertung der Zielseiten und das Keyword-Targeting nehmen. Wenn es schon bei AdWords den Qualityscore für die Landing-Pages gibt, dann müsste es doch auch für die organische Suche etwas geben?
Die Zaubermetrik lautet SERP-Return-Rate! Diese Metrik enthält die Rückkehrrate der Besucher zu den organischen Suchergebnissen. Man gibt etwas bei Google ein, landet auf der Landing-Page und kehrt sofort zu den Suchergebnissen zurück.
Somit ist der eigentliche Ranking-Faktor nicht die Bounce-Rate oder die Verweildauer etc. sondern die SERP-Return-Rate, die von Google ganz einfach erfasst werden kann. Was wir mit Analytics-Software nicht tracken können, ist genau dieses Besucherverhalten. Daher ist die Bounce-Rate eine falsche Metrik, die immer wieder in diesem Zusammenhang auftaucht.
Außerdem verfügt Google über weitere Informationen, über die die meisten in diesem Zusammenhang nicht nachdenken. Vor einiger Zeit wurde das Remarketing bei Google AdWords eingeführt. Dieses System wird von Google folgendermaßen definiert:
“Mit Remarketing können Sie Personen erreichen, die zuvor Ihre Website besucht haben, und so gezielt relevante Personen mit der richtigen Werbebotschaft ansprechen. Sie präsentieren ihnen Ihre Botschaft, während sie Websites im gesamten Google Display-Netzwerk besuchen (Google Inc.).”
Mit Remarketing kann man bereits bekannte Besucher über das gesamte Google Display-Network erreichen, um passende Werbeangebote, genau auf diese Zielgruppe abgestimmt, zu platzieren. Daraus folgt, dass Google diese Daten sehr schnell aggregieren, zusammenfassen und auswerten kann. Nun stellt man sich die Frage, ob auch diese Technologie als ein weiteres Ranking-Signal für die Ergänzung der SERP-Return-Rate dienen kann?
Möglicherweise JA, diese Metrik wird als SERP-Post-Click-Exit-Rate (eigene Definition) bezeichnet. In diese Metrik fließt das Verhalten nach dem Verlassen der Landing-Page. Das bedeutet, ein Besucher kommt über die Google-Suche, landet auf der Zielseite, kehrt nicht zu den Google Ergebnissen zurück, sondern navigiert über die direkte Eingabe im Browserfenster oder auf einem anderem Weg auf eine andere Webseite, die sich ebenfalls im Google Display-Netzwerk befindet.
Dadurch weiß Google auch in diesem Fall über die reelle Absprungrate Bescheid und kann bei stark wiederholendem Verhalten diese Webseite in den Rankings nach unten abstufen.
Absprungrate entmystifiziert
Die Absprungrate ist kein Ranking-Faktor und sollte in diesem Zusammenhang nicht verwendet werden, da es eher irreführend ist, solche Hypothesen aufzustellen. Die eigentlichen Ranking-Faktoren sind die SERP-Return-Rate und die SERP-Post-Click-Exit-Rate.
Diese beiden Metriken sind sicherlich bei Google im Einsatz. Da es hier keinen Interpretationsspielraum gibt und es für die künstliche Intelligenz leicht zu verstehen ist. Entweder bleibt der Besucher auf der Webseite und beschäftigt sich mit den Inhalten oder er kehrt sofort zu den Suchergebnissen zurück bzw. verlässt die Seite über eine weitere Webseite im Display-Network.
Wahrscheinlich ist auch hier eine zeitliche Verzögerung eingebaut, diese zeitliche Verzögerung beträgt etwa 5 bis 10 Sekunden. Wenn innerhalb von 10 Sekunden der Besucher zu den Suchergebnissen zurückkehrt, dann ist diese Seite mit Sicherheit nicht die Richtige dafür.
Zum Abschluss ist festzuhalten, dass die SERP-Return-Rate * Multiplikator (zeitliche Verzögerung) und die SERP-Post-Click-Exit-Rate * Multiplikator (zeitliche Verzögerung) eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Suchergebnisse spielen.
3 Kommentare zu Absprungrate: Was Absprungraten wirklich für Suchmaschinen aussagen!